(Text: Däme Bächi; Fotos: Däme Bächi, Erwin Riederer)
Alle Jahre wieder treffen sich die Winti Ranger beim Revierstützpunkt Eschenberg für eine ganz besondere Tätigkeit, die von grosser Wichtigkeit ist: Das Aufstellen der Amphibienzäune. Für manchen Winti Ranger sind diese Einsätze ein Highlight – zumindest für mich ist dem so. Aber warum geben wir uns einem solchen Aufwand hin? Alle Amphibien sind in der Schweiz seit 1967 bundesrechtlich geschützt, da sie zu den stärksten gefährdeten Artengruppen gehören. Die Schaffung idealer Lebensräume wie feuchte Wälder, Weiher, Tümpel oder Riedwiesen ist eine Möglichkeit, die Lurche zu erhalten.
Damit Frosch, Kröte, Molch und Salamander sicher zu ihren Laichplätzen gelangen und nicht den «Strassentod» erleiden, stellen wir diese Amphibienschutzzäune auf. Lurche sind wechselwarm, d.h. sie können ihre Körpertemperatur nicht selbst regulieren. Je nach Aussentemperatur sind sie aktiv und wandern nachts, wenn das Thermometer wenige Grad über Null anzeigt und legen dabei Strecken von mehreren hundert Metern und sogar Kilometern zurück. Deshalb ist gerade im Februar gutes Timing gefragt.
Dank der wertvollen Vorarbeit der Mittwoch-Gruppe, die an der Ricketwilerstrasse die Froschkübeli einbuddelten und die Holzpfosten in den Boden einschlugen, konnten wir – die Donnerstag-Gruppe – Vollgas geben. Mit Giovanni waren wir neun Winti Ranger, die mit Leuchtwesten, Folien, Akku-Schrauber, Schrauben, Schaufeln und Hacken bewaffnet, die Zäune aufbauten. Nachdem wir an beiden Enden je ein Triopan aufstellten, teilten wir uns in zwei Gruppen auf. Während Fiona, Elke, Felix, Paul und Giovanni sich dem hinteren Teil der Ricketwilerstrasse
widmeten, wandten sich Maya, Natalie, Ursula und meine Wenigkeit dem vorderen Teil zu. Die Arbeitsteilung lief so, dass jeweils ein Ranger die Plastikfolie abrollte und spannte, während zwei weitere Ranger die Folie an den Pfosten befestigten. Da einige von uns schon etwas Routine besitzen, ging das Ratz-Fatz – Frauen Power halt! Eine Herausforderung war es eher, die Folienränder unten mit Erde zu bedecken, da der Boden an der Strasse relativ hart war – etwas Bodenfrost kam da noch hinzu, sodass wir nicht ganz bis zum Mittag fertig wurden. Aber immerhin, der Zaun steht! Giovanni und ich verabschiedeten unsere Herren und Damen Kollegen, denn andere Winti Ranger sollten die Nachmittagsschicht übernehmen
«Schlegeln» am Eschenberg
Nach der Mittagspause, holte mich Giovanni zusammen mit Karl, Emil und Barbara beim Zentrum Seen ab, um an der Ricketwilerstrasse noch die letzten Arbeiten vorzunehmen. Danach folgte der Wechsel zur Bruderhausstrasse. Da wir an beiden Strassenseiten die Froschzäune errichten, kümmerten sich Karl und Giovanni um die linke Strassenseite und gruben die Löcher für die Eimer, während Emil, Barbara (noch relativ neu bei uns, aber schon voll im Einsatz) und ich auf der rechten Seite (zentimetergenau – und wehe, es stimmt nicht!) mit dem Schlegel die Pfosten einschlugen.
Obwohl wir nicht mehr so viele waren wie am Morgen kamen wir dennoch gut voran, sodass wir beizeiten fertig wurden. Am Freitagvormittag wischten Giovanni und ich auf der linken Seite das Laub weg. Wegen dem Fastnachtsmontag konnten wir bedauerlicherweise keine Einsätze leisten. Wir hofften alle, dass die Frösche mit ihrer Wanderung etwas warten würden. Glücklicherweise kam es auch so. So fand ich am Dienstagmorgen, als ich mich zum Revierstützpunkt Eschenberg aufmachte, lediglich zwei überfahrene Individuen, die sich trotz nächtlicher Kälte auf die Strasse wagten. Zusammen mit Karl, Maya, Erwin und Giovanni machte ich mich wieder ans Aufstellen. Maya hielt die Folie in Schach, Erwin und ich schraubten diese an die Pfosten, Giovanni und Karl schaufelten hinterher. Trotz unebenem Gelände schafften wir es vor Mittag, dass zumindest die Zäune standen. Karl und Maya beendeten ihre Schicht und gingen nach Hause, Erwin beschloss, seine Mittagspause beim Bänkli an der Bruderhausstrasse zu geniessen. Meine Wenigkeit verweilte am Waldeggweiher und schaute dem (wortwörtlichen!) Grasfroschtreiben dort zu. Ein regelrechtes Gewusel war unter Wasser zu beobachten. Allerdings war nur ein Bruchteil zu sehen, da schon eine ordentliche Menge Laich im Wasser war (siehe Foto). Manche Froschweibchen (sie sind grösser und oft rötlich gefärbt) wurden von gleich mehreren Männchen umklammert, dies zu überleben ist garantiert eine Herausforderung. Jeder Frosch hatte eine individuelle Färbung sowie Zeichnung, von verschiedenen Braun- und Rottönen über oliv, grau bis fast schwarz war alles dabei – ein Meisterwerk der Natur. Die Pause neigte sich schon dem Ende zu als sich Fiona zu mir gesellte, den Froschknäuel im Weiher bewunderte und sich fragte, ob die roten Frösche Neozoen seien. Die Frage sei nun nach dem Lesen dieser Zeilen beantwortet (aber auch ich musste erst einmal darüber recherchieren, denn so gut kenne ich mich zugegebenermassen mit unseren heimischen Lurchen auch nicht aus – wird sich noch ändern!).
Als wir beim Stützpunkt ankamen, warteten Barbara (unsere langjährige Winti Rangerin) und Giovanni bereits auf uns. An der Bruderhausstrasse angekommen, war Erwin bereits fleissig dran, die unteren Folienränder mit Erde zuzudecken. Zu fünft ging das mit Hacke und Schaufel wesentlich schneller. Geschafft! Die Gefahr für die Amphibien ist fürs erste gebannt! Kaum waren wir fertig, erhielten wir noch überraschenden Besuch von Max, der uns mit einem feinen Dessert vom Lyner den Nachmittag versüsste – herzlichen Dank dafür, Max! Nach der Pause ging es mit dem Zaun auf der linken Strassenseite weiter, der die Frösche beim Rückweg abfangen sollte. Fiona und Barbara gingen mit dem Locheisen voran, um wieder zentimetergenau (!) vorzulochen. Da ich mich dieses Mal körperlich ein bisschen mehr betätigen wollte, schnappte ich mir den Schlegel und rammte die Pfosten in den Boden (hoffentlich so, dass wir sie beim Abbau der Zäune wieder rausbekommen…). Etwa um 15 Uhr waren wir damit fertig – das ging ruck, zuck, zack, zack! So konnten wir bereits mit Folienmonieren beginnen, damit die Mittwoch-Gruppe noch den Rest machen und das gleiche Spiel an der Eschenbergstrasse beim Revierstützpunkt machen konnte. Pünktlich um 16 Uhr entliess uns Giovanni in den «Feierabend».
Noch einmal mit Gefühl
Zwei Tage später – meine Wenigkeit war am Tag zuvor noch bei meinem Arbeitgeber mit dem Rebschnitt beschäftigt – trafen wir, die Donnerstag-Gruppe, uns zum Schlussspurt wieder beim Betriebsgebäude im Eschenberg. Gleich gegenüber wartete das Grundgerüst des Froschzauns darauf, mit Folie eingekleidet zu werden. Da wir sechs «Wintis» waren, konnten wir uns gut in zwei Gruppen aufteilen. Elke, Felix und Ursula kümmerten sich um den unteren Abschnitt der heiklen Strassenquerung. Maya, Paul und ich arbeiteten uns von oben nach unten, sodass wir den anderen entgegenkamen. Zwischendurch kamen hin und wieder Passanten vorbei, die uns Fragen zu den Froschschutzzäunen stellten, die wir wiederum gerne beantworteten. Maya spannte routiniert die Folie, während ich mich mit lautstark mit dem Akkuschrauber rumschlug – selbst gut zureden half nichts. Es scheint so, als hätten manche Geräte eine Antipathie gegen eifrige Ranger… Paul, der am Schaufeln war, gab mir den Rat, die Schrauben mit viel Gefühl zu versenken. Das war allerdings leichter gesagt als getan – zugegeben, Feingefühl ist nicht gerade meine Stärke! (Wuusaa!) Am Ende schaffte ich es doch – mit mehr Gemurkse als Gefühl. Da kam Max wie gerufen, der uns zum Znüni Berliner und Nussgipfel mitbrachte. Die Pause tat gut. Gestärkt machten wir uns weiter an die Arbeit. Wegen dem unebenen Gelände im unteren Abschnitt mussten Ausbesserungen gemacht werden. Da der Zaun auch über den Spazierweg verläuft, musste eine lange Holzleiste montiert werden, damit Spaziergänger sowie Jogger besser drübersteigen können und die Folie schön gespannt bleibt. Wir schafften es, bis Mittag fertig zu werden – wie schön! Unsere Arbeit war erledigt. Die Zäune stehen und die Frösche können nun loslegen mit ihrer Wanderung. In Zusammenarbeit mit dem Natur- und Vogelschutzverein Winterthur-Seen werden die Kübel regelmässig geleert, die Amphibien sicher auf die andere Strassenseite transportiert, damit sie sicher zu ihren Laichplätzen gelangen und der Fortpflanzung nichts mehr im Wege steht. Gleichzeitig dienen die Amphibienschutzzäune zum Zwecke des Monitorings. So werden alle gezählten Lurche statistisch erfasst, um eine Übersicht über die Bestände zu erhalten. Anhand der Daten ist festzustellen, ob eine Population stabil bleibt. Aber das überlassen wir den Profis. Jedenfalls hatten wir ziemlich Glück gehabt: als ich am Nachmittag desselben Tages die Bruderhausstrasse ablief, traf ich so einiges an Grasfröschen an, egal ob einsam oder zu zweit im Huckepack.
Wir sehen, die Frösche und Kröten warten nicht auf uns. Deshalb müssen wir ihnen jedes Jahr aufs Neue zuvorkommen. Und dennoch lohnt sich dieser Aufwand. Die Winti Ranger betreiben schliesslich praktischen Naturschutz – für grosse und kleine Lebewesen aller Art (ausser Neobiota natürlich!). Es ist zu hoffen, dass wir auch dieses Jahr viele Lurche retten können. Eine Frage beschäftigt mich noch: Was kommt wohl heraus, wenn ich einen Grasfrosch küsse? Verwandelt er sich dann in einen Ranger? Wir werden es wohl nie erfahren… (mache nur Spass! Ist nicht ernst zu nehmen.) Meine Wenigkeit hat nun zwei knackige Winti Ranger-Wochen hinter sich. Aber selbst nach dem Zaunbau hatte ich nicht genug. Mit der Samstag-Gruppe räumte ich die Wiesen beim Wolfensberg frei, wo wegen dem Schnee der vergangenen Wochen sämtliche abgebrochene Äste rumlagen.
Zu guter Letzt ein wichtiger Hinweis für Fahrzeuglenker
An den Orten, wo die Amphibienwanderungen stattfinden, werden Warnschilder aufgestellt, damit soll der motorisierte Verkehr darauf aufmerksam gemacht werden, das Tempo zu drosseln. Nicht nur, um die Amphibien nicht zu überfahren. Denn selbst wenn diese zwischen die Räder geraten, können deren Eingeweide bei einer Geschwindigkeit von über 30 km/h durch den hohen Luftdruck platzen – ein ziemlich grausamer Tod! Deshalb bedanken wir uns (sowie die Frösche!) bei den Fahrzeuglenkern fürs Mitdenken!
Schreibe einen Kommentar