Als ich das Thema des diesjährigen Weiterbildungstages erfuhr, stutzte ich etwas. Heuschrecken! Was für ein Thema? Das sind doch diese Tiere die im Sommer vor den Füssen links und rechts weg hüpfen. Manchmal hört man sie im Sommer aus dem Gebüsch zirpen. In meinem Garten habe ich fast alle Jahre eine grosse grüne Heuschrecke, ich wusste sogar den Namen, das grosse Heupferd.

Es hatten sich über 20 Wintiranger für diese Weiterbildung interessiert, daher mussten 2 Gruppen gemacht werden, eine am Dienstag die andere am Samstag. Als wir am Dienstag zum Güetli kamen, begrüsste uns Michael Widmer, Heuschrecken-Experte und Lehrer an der Kantonsschule Rychenberg.

Michael Widmer und Gregor Fiechter begrüssen die Wintiranger

 

 

Michael begann mit einer Präsentation über die verschiedenen Heuschrecken. In der Schweiz gibt es 111 verschiedene Heuschreckenarten, weltweit etwa 28‘000. Durch die intensive Landnutzung gibt es leider immer weniger. Die Heuschrecken gehören zu den Insekten und sind unterteilt in die beiden Hauptgruppen Langfühlerschrecken und Kurzfühlerschrecken (das konnte ich mir immerhin merken!). Grillen, Laubheuschrecken und Maulwurfsgrillen gehören zu den Langfühlerschrecken. Die Fühler sind viel länger als der Körper und die Weibchen haben eine lange Legeröhre.

Zu den Kurzfühlerschrecken gehören die Dornschrecken und die Feldheuschrecken. Ihre Fühler sind eher dick und kurz.

Die Überwinterung erfolgt bei den meisten Arten im Eistadium, bei den Grillen und Dornschrecken schlüpfen die Larven aber bereits nach der Eiablage. Die Anzahl der Larvenstadien sind je nach Art unterschiedlich. Viele Heuschreckenmännchen benutzen Gesänge um die Weibchen anzulocken und ihre Reviere abzugrenzen. Bei den Langfühlerschrecken geschieht das Zirpen mit den Vorderflügeln, bei den meisten Feldheuschrecken mit den Beinen die sie über die Flügel streichen. Die Hörorgane der Heuschrecken funktionieren ähnlich wie das Trommelfell; bei den Kurzfühlerschrecken liegen sie am ersten Hinterleibsabschnitt, bei den Langfühlerschrecken unter dem Kniegelenk der Vorderbeine.

Nach diesem ersten Teil der Präsentation ging es Richtung Chöpfi und hinunter zu einer Trockenmauer. Wir erhielten Gläser mit einem Schaumgummi stopfen und den Auftrag Heuschrecken einzufangen. Bei diesem eher regnerischen Tag, waren sie zum Glück nicht sehr flink und schon nach kurzer Zeit war in allen Gläsern mindestens eine Heuschrecke drin. Wie sich herausstellte, fingen die meisten die rote Keulenschrecke. Diese Heuschreckenart hat ein weisses Mundwerkzeug und sie sind gute Flieger. Die Fühler sind vorne verdickt, und sind so gut zu erkennen. Diese Heuschrecke ist eher wärmeliebend und daher kommt sie auch auf dieser Trockenwiese vor. Wir konnten aber auch noch eine gemeine Sichelschrecke einfangen. Diese ist ebenfalls wärmeliebend und eher selten. Die Hinterflügel sind länger als die Vorderflügel. Auch ein Nachtigall-Grashüpfer konnte an diesem Ort gefangen werden, diese erkennt man an den deutlich geknickten Halsschild- Seitenkielen.

 

Gläser für den Heuschreckenfang

Rote Keulenschrecke

Dornschrecke

Grünes Heupferd

Sichelschrecke

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

     

 

    

Der immer stärker werdende Regen machte dem Ausflug ein Ende und wir gingen zurück ins Güetli zum zweiten Teil der Präsentation.

Nun ging es hauptsächlich um die Gesänge der Heuschrecken.

Grünes Heupferd:
Beim grünen Heupferd sind einzelne Töne noch hörbar, beim Zwitscherheupferd sind die Töne alle aneinander. Dazu gab es auch eine Aufgabe für uns. Wir mussten herausfinden welcher Ton zu welchem Schema passte. Was nicht so einfach war, aber am Schluss hatten wir’s herausgefunden.

Weinhähnchen:
Wir (Erwin und ich) konnten in unserem Garten während mehrerer Tage am frühen Abend ein fast melodisches Zirpen hören. Michael identifizierte unsere Tonaufnahme sofort als die vom Weinhähnchen. Eine Grillenart, die vorher eher im warmen Süden zu Hause war, und jetzt vermutlich wegen der Klimaerwärmung auch vermehrt hier anzutreffen ist.

Werren (Maulwurfsgrille):
Singt vorwiegend in der Nacht, ist aber nicht gut hörbar, da sie in ihrer Erdhöhle bleibt. Die Art ist gefährdet und ist die einzige die eine Brutpflege betreibt bis ins 4. Larvenstadium.

Nach dem Mittagessen fuhren wir zu den Ohringer Weihern um feuchtigkeitsliebende Heuschrecken einzufangen. Wir fanden eine Grüne Lauchschrecke, gut erkennbar am schwarzen Strich vom Auge bis zu den Flügeln. Dann aber auch einen Sumpfgrashüpfer.

Sumpfschrecke

 

 

Lauchschrecke

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wespenspinne

Widderchen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zirpen des Weinhähnchens, Lautsprecher sehr hoch einstellen

 

Es war ein sehr interessanter Tag und ich sehe die Heuschrecken jetzt vielleicht doch etwas genauer an wenn sie mir begegnen.

Eine „schreckliche“ Weiterbildung war es definitiv nicht, um auf die Frage des Titels zurückzukommen. Herzlichen Dank an Michael Widmer der uns einen spannenden Einblick in diese eher unbekannten Insekten geben hat, aber auch an Gregor der uns diesen lehrreichen Tag ermöglicht hat.

Danièle

(Bilder von Coni und Danièle)

Written by Danièle Gubler

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