Ein Jahr ist es her als ich mit meinen Aktivitäten bei den Wintiranger begonnen habe. Wie hatte es eigentlich angefangen? Nun, bereits im Jahre 2014 wurde ich während eines Spaziergangs durch eine Hinweistafel von Stadtgrün im Eschenberg auf die Wintiranger aufmerksam – damals war ich noch als Zeitungsreporter unterwegs, wobei sich zu der Zeit eine berufliche Neuorientierung abzeichnete. Einerseits war ich neugierig, andererseits dachte ich mir: «Freiwilligen-Ranger ist ja schon schön und gut, aber beruflich würde ich das lieber ausüben.» so liess ich es dabei. Heute könnte ich mich dafür ohrfeigen – aber dazu später. Vier lange ereignisreiche Jahre sollten vergehen bis ich wieder an derselben Stelle auf der Eschenberg-Lichtung auf das kleine Plakat stossen werde. «Hhhhmmm… Kannst ja mal reinschauen», war mein Gedanke. Mit zunehmender Neugier meldete ich mich für den Info-Abend an. Wenn ich mich recht erinnere fand dieser im April statt. Ich war überrascht, dass sich so viele Leute beim Revierstützpunkt an der Töss versammelten. Wir wurden von Gregor Fiechter begrüsst und hörten seinen Ausführungen über die Wintiranger zu. In erster Linie ging es um die Aufgaben, sprich: Naturpflege bzw. Neophytenbekämpfung, Unterstützung von Stadtgrün in verschiedenen Belangen. Zudem wurden uns die Anmeldebedingungen in Form eines Mini-Motivationsschreibens und eines Vorstellungsgesprächs (harte Bedingungen!) erläutert. Mir blieb am Ende etwas Zeit, die «Tätschmeister», Gregor, Marc, Max und Giovanni, mit Fragen zu löchern. Da Giovanni der einzige war, der die Ranger-Ausbildung absolvierte, fragte ich ihn entsprechend über den Lehrgang aus, da mein Interesse nach wie vor da war (ich war zu dem Zeitpunkt ausgesteuert und befand mich in einem Beschäftigungsprogramm). Er gab mir gerne Auskunft. Da war für mich klar, dass ich mich den Wintiranger anschliessen werde. Meine «Bewerbung» liess nicht lange auf sich warten. Eigentlich hätten es wenige Sätze über mich und meine Motivation sein sollen, allerdings fasse ich mich ja selten kurz, wie die Leser meiner Zeilen sicherlich schon festgestellt haben… Ähem! *räusper*

Jedenfalls wartete ich auf Gregors Anruf, um einen Termin zum «Vorstellungsgespräch» zu erhalten. Was ich nicht ahnte: das Telefongespräch WAR das Vorstellungsgespräch. Mir wurde vorgeschlagen, mal bei einem Wintiranger-Einsatz reinzuschnuppern, was ich mit Begeisterung aufnahm. So kam es, dass ich an einem Mittwoch Morgen anfangs Juni zusammen mit weiteren Neulingen, u.a. Dani und Karin, der älteren Wintiranger-Generation beim Eliminieren der Goldruten-Bestände behilflich sein durften. Ja, macht Spass, sich ordentlich auszutoben! Wir haben in diesem Jahr Goldruten und Berufkraut gezupft, Sommerflieder, Kirschlorbeer und anderes ausgehackt, Amphibienzäune auf- und später wieder abgebaut, mit dem Rechen die Wege vom Laub befreit und vieles mehr. Und seit wir alle die vier Ausbildungstage durchliefen (meine Wenigkeit berichtete darüber), bin ich von den Wintiranger als Freiwilligenverein und dem, was wir im Wald sowie für den Wald tun, absolut überzeugt. Man könnte sagen, ich (und ich hoffe, die anderen auch) befinde mich in einem «Grünrausch». Sobald ich irgendwo Neophyten sehe, möchte ich sie am liebsten gleich ausreissen, kann meinen Drang aber noch zügeln. Besonders angetan hat es mir Henrys Geissblatt (Lonicera henri) – die üble Schlingpflanze aus China, die gerne Bäume und andere Pflanzen erdrosselt. Wenn ich den «fiesen Henry» im Wald sehe, gerate ich in eben beschriebenen Grünrausch bzw. Killermodus und vernichte ihn (klingt brutal, nicht wahr?). Besonders schlimm ist die Lage im Neophyten-Wald Etzberg (mein Hausberg) – was mich dazu motiviert, eine Karte mit allen Standorten von fiesen Henrys, Sommerflieder, Kirschlorbeer und Runzelblättriger Schneeball zu erstellen, so als Winterarbeit – ich hoffe, Gregor gestattet es mir. Die Wintiranger waren mir aber auch bei anderen Dingen sehr hilfreich – was ich jetzt etwas ausführlicher beschreiben will.

 

Wintiranger als beruflicher Wegweiser

Der Freiwilligeneinsatz hat mir in vielerlei Hinsicht geholfen. Zum einen der Austausch mit den verschiedenen Leuten, die sich ebenfalls bei den Wintiranger einbringen – das ist Balsam für die Seele. Dadurch, dass wir für Stadtgrün Winterthur im Einsatz sind, pflegen wir auch den Kontakt zur Stadtverwaltung. Dies hat meinen persönlichen Horizont erweitert sowie das Verständnis für die Tätigkeit der Stadtförsterei. Als ich hier anfing, war ich ausgesteuert und ohne berufliche Perspektive. Dann aber erfasste mich ein regelrechter Bewerbungs-Boost. Heute arbeite ich im 20 Prozent-Pensum bei einem Biowinzer in der Region Winterthur und 80 Prozent in der Biolandwirtschaft. Aber das beste zuletzt: Seit Mitte August 2019 besuche ich den Ranger-Lehrgang am Bildungszentrum Wald in Lyss (BZWL), habe bereits die harte Basiswoche und das Modul Kommunikation hinter mir. Vieles habe ich schon einmal gehört, manches ist neu. Das Ziel jedoch, in einem Naturschutzgebiet für Ordnung zu sorgen und Besuchern die Natur wieder näher zu bringen, stets vor Augen – Herzlichen Dank an Giovanni, der mir den Lehrgang ans Herz legte. In diesem Sinne sind die Wintiranger für mich ein wertvoller beruflicher Wegweiser. Wer Details zur Ausbildung wissen will, dem gebe ich gerne Auskunft. Zu guter Letzt: Wintiranger agieren als Botschafter des Waldes bzw. der Natur allgemein. Sie erfüllen eine wichtige Aufgabe, was vermehrt auch die Winterthurer Bevölkerung wahrnimmt. Schön wäre es noch, nebst der Naturpflege im Bereich Naturschutz mit der Bevölkerung zu kommunizieren bzw. sensibilisieren. Vielleicht wäre das die Aufgabe eines ausgebildeten Rangers… Immerhin gibt es mit den Junior Rangers, die nun auch in den Wäldern der Eulachstadt herumstreifen, einen Hoffnungsschimmer. Man weiss nie, was die Zukunft noch bringen wird. Ich bin jedenfalls optimistisch und freue mich auf viele weitere Einsätze für Stadt und Wald.

Written by Marc Weiss

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