Heute, Dienstag, 26. November 2019, hatte ich die Möglichkeit einen «Einsatz» ganz spezieller Natur zu erleben und um euch daran teilhaben zu lassen, berichte ich nun davon.
Beat Kunz, Leiter Stadtgrün hatte zu einer Informationsveranstaltung zum Thema Baumfällungen im Winter 19/20 eingeladen. Besammlung war beim Häuschen im Rosengartenpark.
Anwesend war Stadtrat Stefan Fritschi. Von ihm erfuhren wir, dass die Bäume auf Siedlungsgebiet sehr unter der Hitze und der Trockenheit der vergangenen Sommer gelitten haben. Dazu kommt noch, dass immer mehr Baustellen und verdichtetes Wohnen den Bäumen das Leben erschweren. Selbst ein begangener Kiesweg, welcher nahe am Stamm eines Baumes entlangführt, belastet das Wurzelwerk. Und werden die Wurzeln eines Baumes beschädigt, kann das auch erst Jahre später zum Tod des Baumes führen. Denn eine beschädigte Wurzel kann eher von einem Pilz, zum Beispiel dem Hallimasch, befallen werden. Um dies möglichst zu vermeiden, wird bei jeder Erteilung einer Baubewilligung zuerst auch auf den Baumschutz geachtet.
Für den Baumschutz und die Baumpflege werden im Siedlungsgebiet der Stadt Winterthur jährlich ca. 1 Million Franken investiert. Dieser Betrag ist in den vergangenen Jahren immer weiter gestiegen. Was auch zeigt, dass es der Stadt ein ernstes Anliegen ist, gut für den Erhalt der Bäume zu sorgen. Winterthur beschäftigt 5 Baumpfleger und einen Baumpfleger-Lehrling. Diese erfüllen zusammen 360 Stellenprozente. Dazu kommen noch Hilfsgärtner, welche in der Baumpflege ausgebildet werden. Jährlich werden rund 50 neue, robuste Bäume, immer mehr Eichen und Linden, angepflanzt.
Stefan Fritschi hat das weltweit einzigartige Winterthurer Baumkataster erwähnt. Dieses ist unter stadtplan.winterthur.ch öffentlich einsehbar. Jeder Baum trägt ein kleines Aluminiumschild mit einer Nummer. Es werden Aufzeichnungen von der «Geburt» bis zum Tod jedes Baumes gemacht. Informationen können über Jahrzehnte erfasst werden. So kann auch in einem Schadensfall der Versicherung dokumentiert werden, welche Bemühungen für Pflege und Sicherheit aufgebracht wurden. Das Baumkataster verschafft auch einen statistischen Überblick.
Achim Schefer, Leiter Siedlungsgrün, gab einen kurzen Einblick zum Thema Baumschutz und Planungsphasen. Heutzutage sind die Baumpfleger mit einem Tablet ausgerüstet und können somit auch draussen webbasiert auf die Daten des Baumkatasters zugreifen. Im öffentlichen Bereich, Siedlungsgebiet, leben rund 14’000 Bäume. Die Kategorien nennen sich: Verkehrsgrün, Sportanlagen und Immobilien. Zwischen Dezember und März werden diesen Winter 174 Bäume gefällt werden müssen. Im Winter 18/19 waren es 117 und im Jahr davor 149 Bäume. Diesen Winter muss auch die 160-jährige Buche im Rosengarten gefällt werden, da sie nicht mehr stand- und bruchsicher ist. Sie ist leider stark vom Brandkrustenpilz und vom Hallimasch befallen.
Bei der Auswahl der neuen Bäume muss auf eine gute Form, Wachstum und auf einen durchlässigen Boden, damit keine Staunässe entsteht, geachtet werden. Ab diesem Jahr wird bei der Pflanzung ein neues Baumsubstrat verwendet. Dieses wurde zusammen mit der ZHAW Wädenswil und internationalen Firmen entwickelt. Es wird auf gute Durchlüftung und einen optimalen Wasserhaushalt geachtet.
Alte Bäume werden mehrmals von Totholz befreit. Die Einsätze von Baumpflegern wird immer von Bodenleuten begleitet. Diese sichern den Verkehr, informieren Passanten und räumen auf. Bei Siedlungsgrün der Stadt Winterthur sind total 60 Personen involviert.
Heinrich Heussler, Baumpfleger, gab uns einen Einblick in seine Tätigkeit, die unter anderem daraus besteht, dass er die Bäume genau beobachtet, Totholz in den Baumkronen, Pilzbefall und Fäulnis im Stock. In einzelnen Fällen werden Wurzelsondierungen gemacht. Die Kontrolle verläuft in Intervallen und es wird der Wert des Baumes gegen die Sicherheit der Bevölkerung abgewogen. Ziel ist es einen Baum so lange als möglich zu erhalten, sofern dies nicht gefährlich werden kann.
Das Holz eines pilzbefallenen Baumes muss zu Holzschnitzel verarbeitet werden. Ahorn und Nussbaum können da eine Ausnahme bilden.
Höre ich in den folgenden Wochen eine Motorsäge im Stadtpark, an einer Strasse oder in einer Allee werde ich mich an die interessanten Ausführungen erinnern. Und wissen, dass der Griff zur Säge die Folge vieler Beobachtungen durch Experten, Recherchen im Baumkataster und Gesprächen unter Fachleuten erfolgt. Einen Baum zu fällen ist in den Augen unserer Baum-Verantwortlichen immer die letzte Lösung.
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