EINE SPUR WILDER, so lautet der Leitsatz des zweitjüngsten Nationalparks Deutschlands.
Am letzten Wochenende fand ein Treffen mit den freiwilligen Rangerinnen und Ranger, dieses im nördlichsten Teil des Schwarzwaldes gelegenen Nationalparks, statt.
Zum Treffen ist es ganz zufällig gekommen. Anlässlich der Naturwachttagung 2017 im NP Hunsrück haben sich die Wege von Annette und den Wintirangern gekreuzt. Als Nichtmitglieder waren wir an der GV der Deutschen Naturwacht nicht zugelassen und so trafen wir uns in einem Lokal in der Innenstadt von Idar-Oberstein. Spontan habe ich dort die Rechnung für zwei, auch für Schweizer Verhältnisse, nicht ganz billige Getränke übernommen. Annette revanchierte sich dann zwei Tage später mit einem feinen Schokoladekuchen bei mir. Dank dieses, eher harmlosen, Ereignisses kam es nun zu diesem Freundschaftstreffen. Marc hatte sich nämlich auch mit Annette ausgetauscht und sich über ein mögliches Rangertreffen im Ruhestein unterhalten. Mit einem Jahr Verspätung hat dieses Treffen, bestens organisiert von Marc und Annette, nun am 6./7. Juli stattgefunden.
Mit einem Kleinbus, mit den Passagieren Marc, Giovanni, Judith, Coni, Elke, Danièle, Natalie, Damaris, Heinz, Walo, Rolf, Ruedi, Emil und mir, ist man am letzten Samstag, für mich mitten in der Nacht, in Richtung Schwarzwald losgefahren. Der Chauffeur von Heini Car fuhr mit uns, ohne viele Worte zu verlieren, trotz diversen Umleitungen, pünktlich ins Nationalparkzentrum Ruhestein. Bald einmal trafen die ersten Rangerinnen und Ranger ein. Zuerst die Scouts aus der Wutachschlucht: Anna, Renate und „Schnauzer“ Karl-Heinz, begleitet von ihrem Chef Martin. Schon diese Begrüssung war sehr herzlich, obwohl wir uns ja zum ersten Mal begegnet sind. In der Folge sind dann all die freiwilligen RangerInnen des NP auf getaucht, die sich dieses Wochenende für uns reserviert hatten. Auch sie begrüssten uns ausgesprochen freundschaftlich. Zuvorderst natürlich Annette. Sie hatte sich bestens vorbereitet und ihren Kollegen und Kolleginnen im Vorfeld klare Aufgaben verteilt.
Diese KollegenInnen waren: Gabi (Kreuzotterinfo gleich zu Beginn der Wanderung), Franz (der Gepäcktransporteur und „Dozent“ an der ersten Infotafel), Franz (der barfuß gehende Humorist), Dirk (der Karseenspezialist), Martin (der Besenwagen am Ende der Gruppe, Astronom und dazu auch noch Frotograf), Bernd (der die Nacht nicht mit uns verbracht hat und am Sonntag wieder zu uns gestoßen ist), Silke (die den NP-Freundeskreis vertreten hat), Selina (sie hat uns im Dreieck gehen lassen), Ralf (er hat uns die halbe Nacht die Sterne an´s Herz gelegt und vom Kloster berichtet), Thorsten (er hat uns in der Klosterruine etwas über die Trekkingcamps im Nationalpark erzählt), Anja (sie hat uns durch die Allerheiligenwasserfälle gelotst).
Die hauptamtlichen Ranger, die uns auch zeitweise besucht hatten waren Patrick, Jens mit Hund, und Arne.
Für die Wanderung durch den Nationalpark hatte Annette in ihrer „Mannschaft“ Patinnen und Paten bestimmt, die auf uns aufpassen mussten. Je länger die Wanderung dauerte, umso länger wurden dann die Leinen unserer Paten. Die Wanderung war nicht sehr anspruchsvoll und auf den gut gepflegten Wegen sogar ohne gesohlte Schuhe zu absolvieren. Zuerst hat das Franz barfuss gehend bewiesen, dann Ruedi mit seinen Oldtimer-Adidas-Wandergurken. Die Gummiprofile des Markenproduktes verabschiedeten sich nach kurzer Zeit vom Schuh, aber die zwanzig jährigen Finken bewährten sich dann in Folge doch noch. Auf leisen Sohlen, respektive auf dem geschäumten Teil des ursprünglichen Schuhwerkes, konnte Ruedi die Wanderung problemlos fortsetzen. Hoch über dem Wilder See führte uns der Weg an schönen Latschenkiefern oder hier Grinde genannt vorbei. An den verschiedenen Infotafeln wurde uns der Nationalpark mit seinen Eigenheiten näher gebracht.
So besteht der Nationalpark aus zwei nicht zusammenhängenden Teilen. Im Nationalpark wird im Winter auch Ski gefahren, oder sogar dem Langlauf gefrönt. Dazu werden von den Parkwächtern sogar eigenhändig Loipen angelegt und in der Nacht gepflegt. Die Zeit verging im Fluge und als langsam der Hunger aufkam, kamen wir an einem schönen Hotel/Restaurant vorbei (Auerhahn). Unüblich für uns. Was für Wintiranger normalerweise nicht geht, liessen die Schwarzwälder buchstäblich links liegen. Kurz darauf wurden wir dann aber mit einem Picknick entlohnt, dass sich sehen lassen durfte. Es war eine reiche Tafel, die da auf den Tisch geschichtet und angerichtet werden konnte.
Es fehlte an nichts. Die lange Mittagspause wurde, im Stehen, liegend oder sitzend, absolviert. Sie bot eine weitere Gelegenheit um sich auszutauschen. Nachdem wir uns wieder in den Wandermodus begeben hatten, ging es nur noch bergauf. An der Talstation des Skiliftes Seiblseckle hatte es dann ein angeschriebenes Haus, an dem wir nicht mehr achtlos vorüber gehen mussten. Ein kurzer Halt reichte für ein Getränk und dann ging es nochmals zügig bergan. Nachdem die Spitzengruppe eine Kreuzotter entdeckt hatte, war es dann ein wunderschöner, schmaler Höhenweg, der uns auf ca. 1000 M.ü.M. zur Darmstädter Hütte brachte. Der Weg war von einigen Hindernissen, sprich umgekippten Bäumen, gesäumt. Diese wurden mehr oder weniger elegant über oder unterquert.
Die Aussicht war wunderschön. In der Ferne konnten wir im Dunst sogar noch die Rheinebene und die Vogesen erkennen. Auf einer schönen Fläche machten wir mit Selina eine interessante Übung mit drei sich bewegenden Personen, mit der Idee mit diesen ein gleichschenkliges Dreieck zu bilden. Natürlich wussten die anderen zwei Personen nicht von wem sie anvisiert worden sind. Irgendwie hat es dann am Ende tatsächlich funktioniert… Zur Darmstätter Hütte war es dann nicht mehr weit.
Beim Verteilen der Zimmer wurde mein inniger Wunsch erhört
und ich bekam einen schönen Platz in einem engen Achterzimmer. Seit ich in den Achzigerjahren meine Militärkarriere beenden durfte, war ich nie mehr mit so vielen Männern in einem Schlafraum einquartiert. Nach einer reinigenden Dusche stiess ich dann auch noch zur Gruppe. Ein erstes kühles Bier und ein fein geschnittener Wurst-Käsesalat ging runter, wie nichts. Es sollte dann an diesem schönen Abend nicht bei diesem einen Hefeweizen bleiben…
Marc, Coni, Giovanni und mir blieb es dann gegen Mitternacht vorbehalten, sich durch Martin und Ralf die Planeten und Sterne, am leider etwas bedeckten Himmel, erklären zu lassen. In der Hoffnung, dass die Hefeweizen ihre Wirkung als Narkosemittel entfalten würden, begab ich mich dann in den Schlafsaal. Im Sägewerk war es dann schon ziemlich laut, von den Gerüchen nicht zu reden. Anscheinend wirken die Biere nur bei den anderen narkotisch, nicht bei mir. So war es mir dann überlassen die Schäfchen in den Schlaf zu wiegen, was mir gut gelingen sollte. Nur die „Maultaschen in Brühe“ wollten Walo nicht so richtig schlafen lassen, wie er am anderen Morgen maulte. Bärlauch und Knoblauch gehen bei ihm nämlich gar nicht. Innert Sekunden war aber zum Beispiel Giovanni, neben mir liegend, weg im Traumland. Nachdem ich mir dann, nach zwei Stunden meditieren, die Ohren zugepfropft hatte, viel auch ich noch in einen kurzen und traumlosen Schlaf…
Am nächsten Morgen, nach einem guten Frühstück, ging’s von der Darmstädter Hütte gemütlich hinunter zum Naturzentrum Ruhestein. Von dort wurden wir zu den Ruinen des Klosters Allerheiligen gefahren.
Auch hier gab es Historisches zu hören und dann begaben wir uns auf eine schöne und angenehme Wanderung hinunter zum Westeingang des NP. Der Aufstieg zurück zur Klosterschenke war ein Genuss. Nach dem nächtlichen Gewitterregen, war die Luft gereinigt, ja sehr angenehm kühl. Die kaskadenartigen Wasserfälle über unzählige Treppenstufen waren mehr oder weniger locker zu bewältigen.
In der Klosterschenke gab es ein zünftiges Mittagessen. Bei Maultaschen, diesmal ohne Walo, und ausgezeichnetem Kartoffelsalat, haben wir dann so langsam ans Abschied nehmen denken müssen. Spätestens als der Chauffeur von Heini Car aufgetaucht war, wurde es uns bewusst, dass dieses Freundschaftstreffen bald zu Ende sein würde.
Auf dem Parkplatz wurden dann Hände geschüttelt, Rangerumarmungen ausgetauscht und versprochen, dass wir uns im nächsten, oder übernächsten Jahr in der Schweiz treffen wollen. Wie und in welcher Form, eintägig, oder mehr, das ist noch offen.
Ein herzliches Dankeschön an Annette und Karin, auch an alle ihre Kolleginnen und Kollegen, die uns ein perfekt organisiertes Wochenende beschert haben.
Lieber Max,
danke für deinen wunderschönen Bericht von unserem gemeinsamen Treffen am Ruhestein.
Es waren zwei schöne Tage mit euch allen und dein Bericht erweckt den Wunsch nach einer Wiederholung.
2020 bei euch und 2021 bei uns.
Ein herzliches Dankeschön und ganz liebe Grüße euch allen
Renate Büttner