Frühlingsexkursion, 22.05.2024 (von Geri)
Wenn Wintiranger über das Wetter reden ist das meist kein Small-Talk sondern sozusagen Berufsinteresse. Zu Beginn der diesjährigen Frühlingsexkursion war diese Diskussion noch intensiver als sonst, da die letztjährige Exkursion ja aufgrund des einsetzenden Regens ein jähes Ende nahm. Nun, um es vorwegzunehmen: dieses Jahr war uns Petrus, abgesehen von einem Schauer am Mittag, gut gesinnt.
Die Exkursion führte uns für einmal nicht in unser Revier sondern ins Tösstal, genauer gesagt in die Gemeinde Zell. Die Leitung hatte Hansueli Menzi der sich, wie sich im Laufe des Tages herausstellte, hervorragend im Tösstal auskennt, nicht zuletzt auch weil er in Zell wohnt.
Per Zug fuhren wir nach Kollbrunn, dann zu Fuss zur Tüfelschilen und von dort über Oberlangenhard nach Zell und von Rämismühle mit dem Zug wieder zurück nach Winterthur.
Zuerst gab es von Hansueli einige Informationen zum Tösstal. Für mich war u.a. neu, dass der Hauptort der Gemeinde Zell Rikon ist (und nicht etwa das grössere Kollbrunn). Bemerkenswert fand ich auch, dass der Kauf des Waldes auf dem Kümberg bei Turbenthal 1870 durch die Stadt Winterthur aus wirtschaftlichen (nicht etwa ökologischen) Gründen als Ersatz zur Rodung in Töss erfolgte. Ebenso überraschte mich, dass das Trinkwasser für die Stadt Winterthur, das aus dem Tösstal zufliesst, 80% ausmacht und erst noch mittels einer kleinen Turbine Strom erzeugt.
Bei der Tüfelschilen angekommen erwies sich Hansueli als regelrechter Historiker und erzählte uns alte Mythen aber auch Fakten rund um die Kalktuff-Nase. Woher der Name Teufelschilen kommt ist letztendlich nicht geklärt. Gesicherter ist, dass der Ort früher wohl ein sehr grosser Steinbruch gewesen war und somit ein bedeutender Abbauort in der Region war. Deshalb gab es immer wieder Streitigkeiten um die Verkäufe und Abbaurechte. Belegt ist, dass der Tuffstein aus der Tüfelschilen 1794 für den Bau des oberen Teils des Nordturms der Stadtkirche Winterthur verwendet wurde. Kalktuff entsteht wenn kalkhaltiges Wasser an die Oberfläche tritt und der Kalk langsam ausfällt, wobei Pflanzen, z.B. Moose diesen Prozess beschleunigen (für mehr Infos: Wikipedia, „Kalktuff“).
Nach einer Stärkung in Oberlangenhard ging es auf dem Paul Burkhard Weg steil hinunter nach Zell. Dort gab uns Hansueli eine Führung durch „seine“ Kirche. An der Stelle wo sich heute die Kirche steht, gab es schon in altrömischer Zeit einen Gutshof. Eine erste Kirche wurde im 9./10. Jh. gebaut, der Turm folgte um 1319 und die heutige Kirche wurde um 1512/13 errichtet. Höhepunkte der Führung waren die Besichtigungen der römische Überreste unter der Kirche, der Sakristei in der alten Kirche mit ihren Fresken sowie des Kirchturms mit den Nistkästen der Mauersegler worin man die Vögel aus nächster Nähe beim Brüten beobachten konnte.
Im Namen der Wintiranger möchte ich Hansueli Menzi, aber auch an Gregor und Salome für die Organisation und Durchführung dieser vielseitigen Exkursion danken, die uns Waldmenschen neben der Natur auch noch Kulturelles aus dem Tösstal näher brachte.
Ich bin schon jetzt gespannt auf die nächste Exkursion!
Geri
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