25. Bundesweite Naturwacht Fachtagung im Nationalpark Wattenmeer auf der Insel Langeoog, vom 13. – 15. März 2019.
150 Ranger*innen aus Deutschland, Schweiz, Österreich und Tschechien kamen zusammen. Das Tagungsthema „Tourismus in Schutzgebieten – Herausforderung oder Chance in der Gebietsbetreuung“ wurde über die drei Tage in verschiedenen Referaten vorgestellt und diskutiert. Ergänzt wurde die Tagung mit geführten Exkursionen.
Lernen voneinander, die Tagung findet jedes Jahr in einem anderen Bundesland statt. Das Wattenmeer ist ein eingetragenes UNESCO-Weltnaturerbe mit hohen Ansprüchen an die Schutzgebietsbetreuung.
Reportage 1, Elke Leffringhausen
Es ist Dienstagmorgen 12.03.2013 – ca. 7:00Uhr, 10 Wintiranger, Max, Giovanni, Danielè, Coni, Judith, Paul, Karl, Walo, Heinz, und die Schreibende starten tiptop eingekleidet, pünktlich und gutgelaunt zur Reise an die Nordsee. Über Schaffhausen, Basel, Köln, Osnabrück, Sande mit der Bahn und zur grossen Überraschung alles pünktlich, alle Anschlüsse klappen- wow…….
Ein paar Minuten zum Hotel Nolting bei strömenden Regen und mit der freundlichen Information, das Sturm Franz im Anmarsch ist.
Das Hotel ist heimelig, und nach einer guten Nacht, erwartet uns ein anständiges Morgenbüffet und eine freundliche Gastgeberin.
Schon geht es weiter mit dem Bus nach Bensersiel und endlich, endlich mit der Fähre nach Langeoog. In den Ort bringt uns ein buntes Inselbähnchen, so, und jetzt noch wenige Minuten zu Fuss und dann gegen 10:30 Uhr erreichen wir das Haus Bethanien.
Hallo, Hallo hier, Hallo dort, hier ein Lachen dort eine Umarmung, ein Schulterklopfen wir fühlen uns willkommen unter Freunden. Das grössere Gedränge vor dem Empfang löst sich bald auf, die einfachen und zweckmässigen Zimmer sind rasch bezogen.
Das Mittagessen und alle Mahlzeiten, morgens mittags und abends, wirklich alle sind geschmacklich topp und lassen keine Wünsche offen – Wahnsinn, wie machen die Ostfriesen das nur.
Das Wetter ist stürmisch und nass, daher findet die angekündigte Ortsführung als Einmann (frau) stück im Saal statt. Unsere Gastgeberin Birgit Haller schlüpft für uns in die Rolle des Strandvogts Graff im Kostüm des 19 Jhd. Es wird eine kurzweilige Geschichtsstunde, die Geschichte der Insel, die Rolle der Kirche, die es lange auf der Insel nicht gab, und das ausgeliefert sein von Wind, Wellen und grosser Armut.
Erst mit dem Aufkommen des Badetourismus begann ein bescheidener Aufschwung. Nach Männlein und Weiblein getrennt mit Badekarren wurden vorsichtig die Füsse im Meer benetzt – dann war das Badevergnügen auch schon wieder vorbei.
Anschliessend hielt die Naturwacht Deutschland ihre GV ab, wir Gäste konnten uns in dieser Zeit, den Ort, den Strand oder Sehenswürdigkeiten anschauen.
In der Zwischenzeit sind auch Gregor, Marc und Salome eingetroffen und werden herzlich begrüsst.
Nach dem vorzüglichen Nachtessen, stellte uns Britta Schmidt von der Naturparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer die Zugvogeltage vor, die diesen Oktober zum 11.mal stattfinden, Das Wattenmeer ist die Drehscheibe des Vogelzugs von der Arktis bis nach Afrika. Hier rasten die Zugvögel und finden im Watt einen reichhaltig gedeckten Tisch, um sich für den Weiterflug auszuruhen und zu stärken. Jede Störung dieser Ruhe z.B. durch Menschen oder Hunde beeinträchtigt die Kraft der Vögel, die ja 10`000 Flugkilometer leisten, um 8% ihrer Kraft, das hat mich tief beeindruckt. Der Schutz der Natur und die Ansprüche an modernen Tourismus passen oft nicht zusammen. Der Konflikt ist also vorprogrammiert. Daher der deutliche Appell „Einzigartiges, gemeinsam zu schützen“.
Der Donnerstag war der offiziellen Begrüssung und den Fachreferaten gewidmet. Alles drehte sich um das Thema „ Tourismus in Schutzgebieten – Herausforderung oder Chance in der Gebietsbetreuung“. Der Leiter der Naturparkverwaltung, erläuterte die hohen Ansprüche in der Gebietsbetreuung, ein Professor für Touristik brachte uns die Herausforderung bei der Vermarktung der Naturschutzgebiete nahe.
Der Nachmittag begann mit lockeren Bewegungsaktionen am Strand, um für die folgenden Vorträge wieder bereit zu sein.
Wir hörten über die die Kegelrobben auf Helgoland, eine Naturschutzstifterin durfte uns ihr Projekt in Botswana vorstellen und zum guten Schluss berichtete ein Ranger aus dem Nationalpark Sächsische Schweiz aus seinem persönlichen täglichen Arbeitsalltag.
Nach den dankenden Abschlussworten des Vorsitzenden und der Organisatorin war die Tagung offiziell beendet.
Der regionale Abend – ja – bei der Erwähnung bekamen die Ranger der ersten und zweiten Generation schon glänzenden Augen…. aber sie haben nicht zu viel versprochen, die Tische bogen sich von nationalen Spezialitäten, den ganzen Abend eine grosse regionale kulinarische Vielfalt zu probieren, trinken, da kommt man leichter ins Gespräch und der Abend wurde lang und feucht.
Am nächsten Morgen ging es für unsere Gruppe, mit gepackten Koffern auf der Fähre zurück nach Bensersiel, wo schon der Bus auf uns wartete um uns den Vogelreichtum der Leybucht zu zeigen, das Herz jedes Vogelkundlers schlug vor Freude höher und hat sich auch nicht durch anfänglichen Sturm und Regen beeinträchtigen lassen.
Reportage 2, Paul Bürki
Enno Schmoll erwähnte in seinem Referat:
„Nachhaltigkeit ist ein gesellschaftlicher Entwicklungsprozess, kein Trend“. So wie wir uns aber global entwickeln, wird es nur noch uns geben, du kannst dir denken wo das hin führt. Pflanzen und Tiere würden sich freuen, hätten wir sie nicht alle aufgegessen. (Aber sonst bin ich ein Optimist)
Das Wattenmeer
Langeoog ist ein kleiner Teil des Wattenmeeres. Ebbe und Flut gestalten zweimal täglich eine immense Sandlanschaft, Tonnen werden verschoben mit neuen Zu- und Abflüssen. Die Luftaufnahmen im Vortrag waren eindrücklich. Die Ebbe öffnet den Vögeln ein im Sand verstecktes Futterparadies aus Würmern, Muscheln, Schnecken, Krabben, Algen und Seegräsern. Bis 12 Millionen Vögel leben über das Jahr hier, viele sind Zugvögel.
Auf Langeoog wohnen 1800 Menschen, jetzt pass auf, 210‘000 Touristen übernachten hier vorwiegend im Sommer und dann kommen die Tagesbesucher hinzu.
Nicht nur Kegelrobben und Vögel mit ihren Territorien sollte man schützen, auch die Insulaner*innen. Einst hatten sich die Friesen ihre Freiheit erkämpft:
„Eala Frya Fresena“ – es lebe frei der Friese
(Die kannten noch keine Gendergrammatik)
Die Vögel
Zugvögel fliegen über Grenzen, über Länder. Partnerprojekte sind mit Gambia und Botswana entstanden, verbunden durch die Flugrouten.
Fachexkursion zur Leybucht auf dem Festland
Die Leybucht ist eine der drei großen Meeresbuchten an der deutschen Nordseeküste. Die weiten Salzwiesen mit den Brut-, Rast- und Überwinterungsgebieten für jährlich tausende Vögel. Als Schweizer bist du froh, dass es Kulturlandschaften gibt, die noch nicht überbaut sind. Ich spürte wie aufatmend Grosszügigkeit ist.
Wassergespiegeltes Himmelblau und horizontweite Farbverläufe in Perspektiven, ein Farbenspiel, ein Zauber zwischen Landschaft und Abstraktion.
Die Architektur
Das Stadtbild ist stark geprägt durch wenige Gemeinsamkeiten.
Der dunkelrot gebrannte Klinkerstein ist omnipräsent. Er bildet in verschiedenen Lagen und Muster die Hausfassade und den Strassenbelag. Das kontrastierende zweite Elemen ist das Weiss an Fenster- und Türeinfassungen. Der individuelle Unterschied liegt bei der Hausform und -grösse. Diese Konsequenz führt zu einem zusammenhängenden Stadtraum, zu einem klaren Ganzen. Ach würden wir als Gesellschaft von diesen Häusern lernen.
Wir, die Wintirangers
Ein selbsterklärender Bilderbogen über das Zwischenmenschliche.
Eine wahre Verbundenheit
Vorgeschichte
Sturmböen brausten über die Insel, das Wasser spritzte waagrecht wie aus kaltgedrehten Badezimmerbrausen. Das OK hat entschieden, den Willkommensrundgang draussen auf Langeoog als nicht durchführbar einzustufen. Alternativ ist der Graf aus dem 19. Jahrhundert auferstanden mit hohen Stiefeln, weitem Mantel, weissem Hemd und breitem Hut und hat aus seiner Zeit erzählt. Er schaffte es uns alle in seinen Bann zu ziehen, beamte historische Bilder. Du merkst jetzt, aktuelle Technik und noch was, der Graf hatte einen langen, blonden Zopf mit heller Stimme. Ja, das war sie, Birgit unsere Wirtin.
Jetzt kommts
Birgit hat meinen Gürtel bewundert, ihr Hund hätte denselben, ein schwarzer Gürtel mit Blechsonnen, -kühen, -ornamente aus dem Appenzell, aber sie würde gerne auch einen wollen.
Was machst du jetzt?
Wäre ich dannzumal ein Friese gewesen, sie wär‘s gewesen, träumte ich. Meine eigene Stimme weckte mich: „Birgit ich schenke dir meinen Gürtel“. Mein Unterbewusstes war schneller und konnte reden. Ich musste einen Nachsatz hinterher schicken:
„Liebe Birgit, ich brauche einen Ersatz, eine Schnur tuts auch, denn ich kann sonst nicht jugendfrei dein Hotel verlassen.“
Wir zogen gemeinsam die neuen Gürtel an und feierten. Da hat die deutsch-schweizerische Herzlichkeit aus allen Hotelfenstern geleuchtet, die Fries*innen auf dem Festland staunten und riefen:“Neuer Leuchtturm auf Langeoog“.
Reportage 3, Danièle Gubler
Vor dem Startschuss zum Buffet mit den regionalen Spezialitäten, kündigte uns Britta Schmidt an, dass es auf Freitag weiteren Regen und starken Sturm geben wird und daher bei den geplanten Exkursionen mit starkem Gegenwind beim Velofahren zu rechnen ist, und es daher wohl etwas anstrengender wird. Wer wollte konnte daher die gebuchte Exkursion noch ändern oder absagen. Damit wir Wintiranger alle zusammen blieben, und sicher die Fähre zum Festland erreichen konnten, buchte Max uns alle um für die Landexkursion zur Leybucht. Das hiess dann etwas früher aufstehen um rechtzeitig die Inselbahn und die Fähre am Morgen nach Bensersiel zu erreichen.
Etwa 20 Personen bestiegen dann den komfortablen Car der uns zur knapp 50 km entfernten Leybucht brachte, begleitet von starkem Wind und Regen. Gerold, Onno und Christoph vom Nationalpark Wattenmeer waren unsere „Reiseleiter“. Wir hörten vom Spagat der immer wieder gemacht werden muss zwischen Naturschutz und der kommerziellen Nutzung des Wattengebiets. Es gab in der Vergangenheit Pläne, die gesamte Bucht einzudeichen. Zum Glück geschah dies nicht und es konnte so eine vielfältige Tierwelt erhalten bleiben. Vorbei ging es an Salzwiesen, Deichen und Grüppen (Entwässerungsgräben).
Der Car hielt immer mal wieder an, damit wir die Vögel beobachten konnten soweit das ging bei dem starken Wind und Regen. Aber so langsam wurde das Wetter immer besser, so dass auf der künstlichen Halbinsel Leyhörn die Sonne vom blauen Himmel schien. Bei einer Fischimbissbude in der Nähe von Greetsiel konnten wir uns stärken, die Schreibende mit einem feinen Krabbenbrötchen, mmhm!
Nach dem Besuch des Nationalpark-Hauses in Greetsiel ging es in Etappen wieder zurück nach Bensersiel. Auf der ganzen Fahrt konnten immer wieder die verschiedensten Vögel beobachtet werden. Wir sahen Graugänse, Ringelgänse, Weisswangengänse (Nonnengänse), Löffler, Schneeammern, Kormorane, Sandregenpfeifer, Austernfischer, Brachvögel und wohl noch viele andere. Gregor war jedenfalls in seinem Element!
Gegen 17 Uhr erreichten wir dann wieder Bensersiel. Von da ging es dann per Bus und Zug nach Oldenburg wo wir ein letztes gemeinsames Nachtessen einnahmen. Salome, Marc und Gregor nahmen wieder den Nachtzug und wir anderen bezogen unser Hotel, bevor es dann am anderen Tag weiter nach Hause ging. Es klappte alles, ausser dass die DB doch noch beweisen wollte, dass Ausfälle dazu gehören. Unser Zug sollte eigentlich bis Zürich fahren, aber wir mussten dann in Basel badischer Bahnhof aussteigen und über Basel nach Zürich und dann Winterthur reisen. Aber wir kamen dadurch nur etwa 20 Minuten später in Winti an.
Interessante und lehrreiche, aber auch gesellige Tage haben wir geniessen dürfen und möchten es nicht versäumen uns ganz herzlich bei Max zu bedanken für die tolle Organisation der Reise und Unterkünfte!
Wir haben‘s gepackt
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