Am Mittwoch, den 13. Juni fand unter Führung von Gregor Fiechter (Leiter Forstrevier West) und Marc Weiss (Ökologie und Freiraumplanung) der erste Ausbildungstag von uns neuen Winti Ranger statt. Im Revierstützpunkt an der Reitplatzstrasse nahmen wir die gesetzlichen Grundlagen durch, zum Beispiel, dass der Wald für die Öffentlichkeit zugänglich ist, Rodungen verboten sind bzw. Rodungen aus Infrastruktur-Gründen immer vom Bund bewilligt werden müssen, Gewässer in der Hoheit der Kantone stehen, und so weiter. Ich wusste vorher gar nicht, dass es so viele gesetzliche Bestimmungen zum Wald gibt und so manches bewilligungs- oder meldepflichtig ist, so bei grösseren Veranstaltungen ab 100 Personen (meldepflichtig) und ab 500 Personen (bewilligungspflichtig). Zwischendurch gab es noch eine Pause – Frische Luft für müde Birnen! Einige hörten Marcs Ausführungen über die Haselmaus zu, ein süsser kleiner Nager, der bis zu 15 Zentimeter lang und bis zu 40 Gramm schwer wird. Die Haselmaus steht unter Schutz und wurde von der Deutschen Wildtier Stiftung zum Tier des Jahres 2017 gewählt. Uns wurde auch noch eine Broschüre der SUVA zum Thema Zeckenimpfung empfohlen. Meine persönliche Ansicht und Einschätzung dazu folgt in einem nächsten Blog auf dieser Webseite.

Nach der Pause erklärte uns Gregor wie die Forstwirtschaft funktioniert, welche langfristige Ziele die Förster zu erfüllen hätten, nach welchen Prinzipien geholzt bzw. aufgeforstet wird und wie mehr Vielfalt in die Wälder gebracht wird. Enorm spannend! Und es zeigte auch einmal eine ganz andere Sicht. Vieles nehmen wir Waldbenutzer subjektiv wahr. Wir denken allzu oft, die Stadt nutze den Wald rein nur als Wirtschaftswald (bezüglich der finanziellen Lage Winterthurs auch kein Wunder!) und fälle so viele Bäume aus Interesse am Profit – dem ist bei weitem nicht so. Manche Bäume sind auch krank, eine Gefahr für Fussgänger oder von Schädlingen befallen. Und andere Bäume wie die Buche dulden keine Konkurrenz durch andere Laubgehölze. Als ich noch als Zeitungsredakteurin unterwegs war, lernte ich, immer auch der anderen Seite zuzuhören. Diesem Fall hat sich das allemal gelohnt! Von der Pluralität der Meinungen und Faktenwelt lebt der Funken Wahrheit, der auch einmal übergeht in die Welt.

Kurz vor Mittag brachen wir auf Richtung Grütli, Wolfensberg, wo die etablierten Winti Ranger bei Regen Neophyten bekämpften. Bei Ankunft machten sich ein paar daran, ein Feuer für das Mittagessen zu machen. Da dies etwas dauerte, gab es am Waldrand einen kleinen Ausflug in die Botanik. Gregor zeigte uns Nadel- und Laubgehölze und wie man anhand der Nadeln (und Zapfen) die Vertreter der einzelnen Nadelbäume unterscheiden kann. Ähnlich bei den Laubbäumen, wo es zu beachten gilt, ob die Blätter gegen- oder wechselständig sind und welche Formen Blätter haben (ganz schön viele Informationen!!). Dann konnten wir essen und es kam zu einem regen Austausch zwischen uns und den «Old Ranger» – natürlich inklusive Vorstellungsrunde. Danach ging es, eingepackt in Regenjacken und –hosen, weiter durch den Wolfensberger Wald, wo wir mit unserer botanischen Exkursion weitermachten. Wir nahmen sämtliche Laub- und Nadelgehölze durch, die hier im mitteleuropäischen Raum gedeihen, wie die Gattungen Ahorne (Acer), Erlen (Alnus), Birken (Betula), Hainbuchen (Carpinus), Weissdorne (Crataegus), Buchen (Fagus), Eschen (Fraxinus), Stechpalmen (Ilex), Pappeln (Populus), Eichen (Quercus), Weiden (Salix), Mehlbeeren (Sorbus), Linden (Tilia), Ulmen (Ulmus) sowie Neophyten, von denen wir einige auszureissen bzw. auszubuddeln haben. Manches ist mir noch aus meiner kaufmännischen Ausbildungszeit beim Hauenstein in Rafz, der grössten Baumschule in der Schweiz, bekannt. Jedoch ist dies 11 Jahre her und da ich in der Auftragsabwicklung tätig war und nur die vielen lateinischen Ausdrücke eintippen musste, hatte ich keinen richtigen Bezug zur Materie – da halfen selbst die Praxistage innerhalb der Baumschule nicht viel… Wir liefen bis zur Chöpfi und dann über Umwege durch den Wald wieder zurück, wo wir vor einem sonderbar aussehenden Baum stehen blieben. Als letzte Quizfrage sollten wir herausfinden, welcher Laubbaum damit gemeint war – es war eine Edelkastanie. Es ging retour zum Grütli, wo wir verabschiedet wurden. Alles in allem war der Tag sehr spannend – trotz Regen. Es kamen jedoch so viele Informationen, dass meine Festplatte (das Ding zwischen meinen Ohren) ein bisschen Mühe hatte, das alles zum gegebenen Zeitpunkt abzuspeichern. Glücklicherweise bekommen wir den Stoff per Mail zugeschickt und zur Botanik gibt es gute Bücher, die wir uns besorgen können. Ich bin gespannt auf den nächsten Ausbildungstag!

Damaris, Däme Bächi, Wintirangerin der 3. Generation

 

Written by Max_Schumacher

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