Am Montag 20. August bin ich am Morgen los nach Maur. Die kommenden 2 Tage darf ich an einer Weiterbildung zum Thema Outdoor-Erste-Hilfe teilnehmen. Organisiert wurde es von der Greifensee-Stiftung. Dank der Kollektivmitgliedschaft der Wintiranger bei den Swissrangern durfte ich auch teilnehmen. Durchgeführt wurde der Kurs von der Deutschen Organisation Outdoorschule Süd e.V. Sie sind spezialisiert auf Erste Hilfe im Outdoor-Bereich. Der zweitägige Kurs ist der Kürzeste, welche sie überhaupt anbieten.

Schon zu Beginn wurde klar gemacht, dass sie hier nicht „zimperlich“ mit den Teilnehmern umgehen. „Wir werden viel üben. Übungssituationen werden völlig unvorhersehbar irgendwann während dem Kurs passieren. Die Unfälle werden wir versuchen so echt wie möglich aussehen zu lassen. Ihr müsst nicht fragen, ob ein Patient bleich ist. Wenn wir wollen, dass ein Patient bleich ist, dann wird er auch bleich sein. Ihr müsst auch nicht fragen, ob er blutet. Wenn wir wollen, dass er blutet, dann blutet er auch.“ Gemäss diesem Moto wurden auch schon die ersten drei Freiwilligen gesucht, die als Rettungstrupp die erste Notfallsituation „betreuen“ sollen. Verständlicherweise haben sich die Freiwilligen nur zögerlich gemeldet (sprich gar nicht). Als dann aber erwähnt wurde, dass alle mehrfach in Rettungstrupps eingeteilt werden und die Situationen immer komplexer werden, haben sich plötzlich viele Freiwillige gemeldet.

Und dann ging es los. Ganz nach dem Moto RUM-BAP-SAU-DIWAN (Siehe Bild oben) wurde alles Wissenserte gelehrt und praktisch eingeübt:

Theoretische Inputs haben sich abgelöst mit praktischen Übungen wie Bewusstlosenlagerung im steilen Gelände, Beatmung und Herzmassage an den Puppen etc. Das ganze immer wieder unterbrochen von irgendeinem Schrei und einem oder mehreren verlezten Statisten, denen geholfen werden sollte. So ist der eine Hingefallen und hatte einen kleinen Ast in der Hand stecken. Nicht weiter schlimm. Bis man etwas mit dem besagten Herrn gesprochen hat und sich herausgestellt hat, dass er seit über 24h nichts getrunken hat und eigentlich hingefallen ist, weil sein Kreislauf nicht mehr mitgemacht hat. Oder eine Frau, die mit einer Platzwunde am Kopf auf einem Baumstrunk lag. Als das Rettungsteam sie endlich im ziemlich schwierigen Gelände in die Bewusstlosenlagerung gebracht hatte, ist sie aber aufgewacht und hat ihren Sohn Lars gesucht, den sie angeblich auf dem Weg in die Kita verloren hatte (Der Campingplatz ist Meilenweit entfernt von der nächsten Siedlung…). Mit sehr guten Schauspielern konnte das ganze extrem Lebensecht eingeübt werden.

Nach den zwei intensiven Tagen muss ich sagen, dass es gut getan hatte. Ich selber war drei mal im Rettungstrupp und konnte bei verschiedenen Situation immer wieder zusehen. Zum Glück konnten wir in den Pausen immer wieder in den Greiffensee springen. Diese Abkühlung war bei den irrsinnigen Temperaturen das beste Heilmittel gegen ein Überkochen des Hirnes.

Und dann war da natürlich noch das ganze Rundherum: Gespräche mit anderen Rangern, Schwimmen, Grillieren (wegen dem Feuerverbot hat Tobs extra einen Gasgrill organisiert), etc. Das zusammensein mit den anderen Rangern genauso wichtig und bereichernd wie die Inhalte vom Kurs selber.

Als Lernblätz aus dem Kurs nehme ich folgende Dinge mit:

  • Erste-Hilfe-Taschen aus der Apotheke sind praktisch nutzlos (billiges Zeug, mit welchem man keine vernünftigen Wundverbände machen kann). Es gibt Ausnahmen, aber man muss sie kennen. Wenn jemand Tipps braucht, dann meldet euch bei mir.
  • Wenn jemand mit schmerzverzehrtem Gesicht auf den Knöchel zeigt, lohnt es sich trotzdem ganz oben anzufangen und Puls und Atmung zu kontrollieren. Zu leicht übersieht man eine Rippenprellung welche zum Atembeschwerden führt und dadurch zu Sauerstoffmangel; das ganze ohne dass der Patient im Schockzustand das überhaupt merkt.
  • Erste-Hilfe ist einfach eine Sache vom Übenübenüben. Nur dann überwindet man seine Selbstzweifel und die Angst vor einem „Einsatz“ verliert etwas von seinem Schrecken.

Ich fühle mich nun viel sicherer im Umgang mit Notsituationen und hoffe nur, dass ich dieses Wissen nie wirklich anwenden muss.
Und falls jemand von euch mit dem Gedanken spielt, einen wirklich guten Erste-Hilfe-Kurs zu belegen, dann kann ich die Outdoorschule Süd nur empfehlen. Ich überlge mir sogar, demnächst bei denen mal noch einen 4-tägigen Basiskurs zu belegen.

Achja, und falls jemand noch eine zweite „Sicht“ auf den Kurs haben möchte, das Naturzentrum Silberweide hat ebenfalls einen Blog-Eintrag geschrieben 🙂

Written by Marc Weiss

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